Erfolgsstrategien für DJs und Events

Entwicklung der elektronischen Musikszene 21 Man hatte nicht immer alles verfügbar.“151 Für DJs wurden oftmals sogenannte „White Labels“ gepresst, die auf dem regulären Musikmarkt zunächst nicht erhältlich waren und nur in kleiner Auflage exklusiv an DJs verteilt wurden.152 Die Aufgabe des DJs und gleichzeitig Ansatzpunkt zur Alleinstellung war es, eine einmalige Mix-Kombination der Stücke (ein sogenanntes Set) aufzulegen.153 Die Platten-Kollektion war somit die wichtigste Ressource des DJs.154 Die Erweiterung des Repertoires durch mühevolles Suchen nach neuen Platten war früher eine notwendige Aufgabe des DJs.155 Aus diesem Grund besuchte beispielsweise Westbam seinen Stamm-Plattenladen156 jede Woche.157 Die Tonträgerindustrie lebte von Schallplattenverkäufen und hofierte DJs früher mit kostenfreien Bemusterungen von Vinyl-Tracks und den zuvor genannten White-Labels, damit diese zeitnah auf Veranstaltungen aufgelegt wurden. DJs hatten durch ihr dementsprechend aktuelles Musikrepertoire aktiven Einfluss auf den Musikgeschmack der Besucher.158 Die Club-Besucher bewunderten DJs meist für ihren Wagemut und Finesse in der Auswahl der Musik.159 „Jeder Discjockey hat seinen Anhängerkreis; bei rivalisierenden Discjockeys stehen sich deren Anhängerkreise skeptisch oder auch feindselig gegenüber. Zwischen Discjockey und Anhängerkreis besteht ein Verhältnis wie zwischen Prophet und Gemeinde. Die Mädchen schwärmen für ihn, die Jungen erhoffen sich in seinem Dunstkreis Autoritätszuwachs.“160 Es lässt sich also festhalten, dass früher viele Besucher loyal gegenüber dem DJ waren.161 In den 151 Hoffmann (2009 b), S. 50; ähnlich: Garnier, Brun-Lambert (2013), S. 62 f. 152 Vgl. Poschardt (2015), S. 331, 395; Reighley (2000), S. 13, 93 f.; Haemmerli (1999), S. 251; Niemczyk (1999), S. 297; Hövel (1999), S. 34; Schäfer, Waltmann, Schäfers (1998), S. 342; Stibal (1977), S. 82, 84. 153 Vgl. Experteninterview 2 (Anhang 5); vgl. Reitsamer (2013), S. 95. 154 Vgl. Farrugia, Swiss (2005), S. 34; Reighley (2000), S. 77. 155 Vgl. Reitsamer (2013), S. 88; Reighley (2000), S. 81 f. 156 Früher war es üblich in Plattenläden, an Hör-Stationen, Musiktitel vor dem Kauf vorzuhören; vgl. Farrugia, Swiss (2005), S. 35; Reighley (2000), S. 82. Der Plattenladen fungierte auch als Ort, wo Wissen ausgetauscht wurde; vgl. Rapp (2014), S. 248 f.; Reitsamer (2013), S. 91; Montano (2010), S. 400 f. 157 Vgl. Westbam (2015), S. 81. 158 Vgl. Montano (2009), S. 87; Riedel, Schreiter (2004), S. 42; Malchau (1991), S. 28 f. 159 Vgl. Garnier, Brun-Lambert (2013), S. 15; Gustke (2012 a), S. 6. 160 Franz et al. (1980), S. 135. Im Sinne einer Vorbildfunktion stellten DJs früher Personengruppen dar, mit denen sich Besucher identifiziert haben; vgl. Montano (2011), S. 68; Riemer (2011), S. 5; Nieswandt (2002), S. 141. 161 Vgl. Garnier, Brun-Lambert (2013), S. 15, 76; Müller-Bachmann (2002), S. 134. Fikentscher (2013), S. 139 beschreibt dies folgendermaßen: „People over time came to know and trust the DJ’s choice and repertoire. In turn, the DJ became quite familiar. This constellation allowed for the rise of certain DJs to become local superstars.”

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