Erfolgsstrategien für DJs und Events

Entwicklung der elektronischen Musikszene 19 so weit außerhalb der normalen Marktmechanismen der Musikindustrie existiert.125 Dennoch hielt sie Einzug in andere Musik-Stile, wurde von bekannten Musikern aufgegriffen und später sogar in der Werbung eingesetzt.126 Die Love Parade in Berlin war jahrelang ein Aushängeschild der deutschen elektronischen Musikszene, welche nach Wien, Newcastle und Tel Aviv exportiert wurde.127 Der Durchbruch der elektronischen Musik vollzog sich nach dem Mauerfall im Jahr 1989.128 Ein für die damalige Musikszene aus DJ-Sicht sehr positives konstitutives Merkmal war, dass DJs nicht darauf angewiesen waren, über ihre eigene Heimatstadt hinaus gebucht zu werden.129 „Auf Pseudonyme und Nachnamen konnten sie daher verzichten: DJ Heinz oder DJ Pauli – das reichte.“130 Damals gab es bei einer steigenden Anzahl von Diskotheken deutlich weniger DJs in der Szene und somit wurden diese häufiger gebucht.131 Die Gagen, welche DJs zur damaligen Zeit verdienen konnten, entwickelten sich entsprechend positiv. Beispielsweise erhielt Westbam132 für seine erste Tätigkeit als DJ eine Gage von 150 DM pro Abend und verdiente nach drei Jahren Szenezugehörigkeit bereits 1.000 DM pro Abend.133 Auch andere DJs konnten mit ihrer Tätigkeit z. B. ihr komplettes Studium finanzieren.134 Wenn sie längere Zeit in einer Diskothek tätig waren, wurden ihnen Arbeitszeugnisse und Empfehlungsschreiben ausgestellt, was heutzutage unüblich ist.135 Jedes Wochenende lockten Veranstaltungen eine hohe Anzahl von loyalen wiederkehrenden Besuchern in die Clubs.136 Aufgrund der geringen Anzahl von DJs wurden diese regelmäßig 125 Vgl. Kuhn (1999), S. 287. 126 Vgl. Garnier, Brun-Lambert (2013), S. 92 f., 270; Robb (2002), S. 131. 127 Vgl. Robb (2002), S. 131. 128 Vgl. Hurley (2015), S. 80; Westbam (2015), S. 42; Garnier, Brun-Lambert (2013), S. 106 ff.; Oehmen (2009), S. 45; Anz, Meyer (1999), S. 26. 129 Vgl. Lange, Bürkner (2013), S. 155. 130 Hoffmann (2009 a), S. 40; ähnlich: Garnier, Brun-Lambert (2013), S. 45; siehe hierzu auch Anhang 14, in welchem die DJ-Charts von 1989/90 dargestellt werden. 131 Vgl. Experteninterview 1 + 4 (Anhang 4 + 9); Fikentscher (2013), S. 139; Mezger (1980), S. 147. Westbam (2015), S. 170 erinnert sich folgendermaßen an die früheren Zeiten: „Er [der Plattenladen] war ein Treffpunkt für alle DJs, die House und Techno spielten, noch eine überschaubare Zahl. Da war Motte und Jonzon, Fabian, Marusha und ich, Tanith, Roland, Kid Paul, Paul van Dyk und Rokki, Marcos Lopez mit seiner Freundin Ellen, später Alien, im Schlepptau plus noch ein paar Hobby-DJs.“ 132 Westbam (bürgl. Name Maximilian Lenz) ist seit den 80er Jahren einer der erfolgreichsten DJs in Deutschland; vgl. Buschmann (1999), S. 96 ff. 133 Vgl. Westbam (2015), S. 79. 134 Vgl. Mezger (1980), S. 38. 135 Vgl. Garnier, Brun-Lambert (2013), S. 50 f. 136 Vgl. Emenheiser, Sproles (1978), S. 686.

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