Erfolgsstrategien für DJs und Events

Analyse der Probleme und Ursachen 34 4.2.1.2 Erlebnisorientierung Der mittlerweile vorherrschende Angebotsüberfluss in Deutschland verursacht einen Wechsel vom Versorgungs- zum Erlebniskonsum.233 Das bedeutet, die Menschen konsumieren nicht mehr nur das, was unbedingt notwendig ist, vielmehr sehen sie in dem Konsum ein Hilfsmittel, um ihr Leben schöner bzw. unverwechselbarer zu gestalten.234 Aufgrund der zunehmenden Schnelllebigkeit der Gesellschaft und der weiter voranschreitenden Reizüberflutung wünschen sich die Menschen Emotionen und prägende Erfahrungen.235 Dies trifft auch für ihr AusgehVerhalten zu.236 Insbesondere für Jugendliche stellt der Besuch einer Diskothek einen außergewöhnlichen und positiven Höhepunkt dar – mit Spannung bereiten sie sich auf ein festliches Ereignis vor.237 Für viele Besucher von elektronischen Musikveranstaltungen ist das Weggehen ein Wochenend-Ritual, um sich für die vorangegangene anstrengende Woche zu belohnen.238 Der Clubbesuch bietet, wie eine empirische Studie zeigt, deutliche Gratifikationen239 und wird von einigen Besuchern als einziger Lebensgenuss wahrgenommen.240 Folglich wünschen sich Disco-Besucher Erlebnisse, die alle bisherigen Erfahrungen übertreffen und sie innerlich noch mehr berühren.241 Denn statt konservativer Verzichtsethik und Bedürfnisaufschub strebt die heutige Gesellschaft nach sinnlichen und ästhetischen Sinnesfreuden in der Gegenwart.242 Die elektronischeMusik lässt sich mit dieser Spaß- und Freizeitkultur gleichsetzen. Ganz nach dem Motto „work hard, party harder“ stehen die Glücksmomente auf dem Dancefloor und die Gespräche mit anderen Leuten sowie das Beobachten des Geschehens im Vordergrund eines Club-Abends.243 Die Disco bietet eine Art Traum- und Scheinwelt, welche den Besuchern Rückzugsmöglichkeiten abseits von konventionellen Verhaltensnormen, insbesondere auch durch die körperlichen Wirkungen, welche weitgehend unwillkürlich ausgelöst werden, eröffnen.244 233 Vgl. Schulze (2005), S. 417 ff. 234 Vgl. Opaschowski (2000), S. 26. 235 Vgl. Naskrent (2010), S. 328. 236 Vgl. Experteninterview 1 (Anhang 4). 237 Vgl. Moore (2013), S. 66; Schilling (1986), S. 69; Franz et al. (1980), S. 9. 238 Vgl. Nieswandt (2002), S. 13. 239 Gratifikationen gelten als maßgebliche Antriebskräfte des menschlichen Verhaltens und können als eine Art Belohnung im Sinne eines motivierenden Anreizes verstanden werden; vgl. Naskrent (2010), S. 136. 240 Vgl. Gregory (2009), S. 74. 241 Vgl. Experteninterview 6 (Anhang 11). 242 Vgl. O'Grady (2012), S. 90; Lill (2011), S. 38. 243 Vgl. Experteninterview 3 (Anhang 6); Westbam (2015), S. 178; Rapp (2014), S. 15; Schneider (2013), S. 60 f.; Lill (2011), S. 42; Hitzler, Niederbacher (2010), S. 156; Schilling (1986), S. 14 f., 83. 244 Vgl. O'Grady (2012), S. 91; Rietveld (2011), S. 10; Wu (2010), S. 71; Müller-Bachmann (2002), S. 134; Franz et al. (1980), S. 121.

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