Erfolgsstrategien für DJs und Events

Analyse der Probleme und Ursachen 57 Partys steht mittlerweile der Gewinn zulasten der Qualität im Vordergrund.366 Die Veranstaltungen in der elektronischen Musikszene „gelten nicht mehr als Synonym für Freiheit und Vergnügen, sondern für Massenabfertigung und schnelles Geld.“367 Es entwickelten sich sogenannte Superclubs, die anfänglich auch gute Gagen an DJs zahlten. Es zeigte sich jedoch, dass diese Veranstalter ihre Einnahmemöglichkeiten überschätzten und folglich von Besuchern zu hohe Eintrittsgelder und Getränkepreise verlangten, sodass selbst treue Fans ausblieben und die Eventlocations oft nur zur Hälfte gefüllt waren.368 Gleichermaßen ist es existenzbedrohend, wenn Clubs durch regelmäßige Sonderrabatte die Zahlungsbereitschaft für den Eintritt dauerhaft ruinieren. Billig-Konzepte wie 99 Cent Partys bieten kein Akquisitionspotenzial und fördern keine Besucherbindung.369 Gekoppelt mit hohen Zahlungen für Miete und Pacht für die Veranstaltungsräume (vgl. Kapitel 4.4.1), stehen viele Clubs vor der Gefahr einer Insolvenz.370 Dieses Problem verschärft sich durch die restriktive Einlasspolitik der Clubs und Diskotheken. Oftmals lassen Türsteher nur eine ganz bestimmte Klientel hinein und verweigern potenziell zahlungskräftigen Gästen (z. B. Ausländern) den Zugang zur Veranstaltung.371 Durch dieses „hausgemachte“ Problem sowie der zuvor beschriebenen Polarisierung von Eintrittspreisen haben Clubs ihre Attraktivität als Werbe- und Sponsoring-Umfeld für Unternehmen eingebüßt. Nicht nur die Beziehung zu Werbepartnern, sondern auch der Umgang mit dem DJ ist oftmals kritisch. Veranstalter sehen DJs ausschließlich als Garant für gute Stimmung.372 Ihnen obliegt es, alle Musik-Geschmäcker zu bedienen und die Besucher, durch Spielen von Hits, möglichst lange auf der Tanzfläche zu halten, damit diese viel trinken und dem Veranstalter Umsatz garantieren. Problematisch hieran ist folglich, dass DJs von Veranstaltern als Dienstleister und nicht als Künstler wahrgenommen werden.373 Diese unangemessene Einstellung zu DJs von Veranstaltern zeigt sich auch folgendermaßen: „Der DJ ist [...] eine mobile Variable. Denn er muss von A nach B reisen, um zum Zeitpunkt C eine Menge der Größenordnung X mit seiner Musik zu beglücken.“374 Wenn sogenannte „Pseudo-DJs“ dann – wie im Kapitel 4.3.1 angeführt – keine Gagen für ihre Leistung verlangen, werden sie von Clubs, die eine viel größere 366 Vgl. Experteninterview 2 (Anhang 5). 367 Garnier, Brun-Lambert (2013), S. 175. 368 Vgl. Kinast (2016), o. S.; Rietveld (2013), S. 92; McGregor, Gibson (2009), S. 282 f. 369 Vgl. Experteninterview 3 (Anhang 6); Zitty (2013), o. S. 370 Vgl. Kinast (2016), o. S. 371 Vgl. Fraser (2012), S. 503. 372 Vgl. Reighley (2000), S. 154. 373 Vgl. Montano (2009), S. 84; Nieswandt (2002), S. 134. 374 Nieswandt (2002), S. 147; ähnlich: Antonakis (2012), S. 53.

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